Ostern ist ein schönes, christlich-traditionelles Familienfest, das jedoch viel Zündstoff mit sich bringen kann.
Haben Sie auf Familie mit Tanten und Onkeln, Nichten und Neffen so gar keine Lust? Möchten Sie der Reiberei am Festtagstisch entkommen? Dann ist wohl ein rechtzeitig gebuchter Urlaub die ideale Lösung. Möglichst weit weg und leider, leider nicht stornierbar.
Wenn Sie jedoch nicht kneifen können oder wollen, dann ist das Fest der Auferstehung Jesu eine Möglichkeit, wieder mal alle Familienmitglieder in netter Runde um den Tisch zu versammeln – mit oder ohne christliche Gesinnung.
Damit an Ostern das Familienfest kein Eiertanz wird, habe ich ein paar Tipps für Gäste und Gastgeber:innen:
Familienfeste sind keine Selbsthilfegruppen-Veranstaltungen
Ob Ostern, Weihnachten oder sonstige Zusammenkünfte – feierliche Feste sind nicht dazu da, Familiendebatten zu führen, ganz nach dem Motto: „Wenn schon mal alle da sind, können wir das gleich klären!“ Unstimmigkeiten klären Sie am besten im Vorfeld!
Ein Fest für die Erinnerung
Setzen Sie sich bereits von Beginn an Ihr wichtigstes Ziel: die Feier möge allen Anwesenden in guter Erinnerung bleiben, selbst wenn diese beim Eierpecken/Eiertitschen verloren haben und das Essen auch schon mal üppiger/besser oder sonst was war.
Runter mit den eigenen Ansprüchen
Schrauben Sie Ihre Erwartungen nach unten. Nobody is perfect!
Niemand erwartet ein bis in das kleinste Detail vorbereitete 7-Gänge-Menü. Sollte es entgegen der Erwartungen doch so jemanden in der Runde geben, dann haben Sie sicher eine Liste mit Top-Restaurants mit der Telefonnummer für die Tischreservierung bereit ;-). Als Gast verkneifen Sie sich jegliche Nörgeleien. Auch wenn Sie besser kochen und dekorieren oder grundsätzlich zur Riege der Top-Gastgeber:innen gehören.
Schöner Schein
Ostern ist das höchste Fest der katholischen Kirche. Ein Fest verlangt auch ein etwas festlicheres Outfit. Lassen Sie doch mal Schlabberhose, Pulli und Jeans im Kasten. Suchen Sie sich ein hübsches Outfit und glänzen Sie am Festtagstisch.
Kleine Geschenke erhalten die Freundschaft
An diesem alten Sprichwort kann man sich durchaus festhalten. Zeigen Sie Ihren Dank und Ihre Freude über die Einladung zum Osterfest. Den Blumenstrauß bitte aus dem Blumenladen holen, nicht von der Tankstelle oder dem Diskonter. Schokoladehasen sollen aus guter Schokolade hergestellt und keine Billigware sein. Die Flasche Wein für den Gastgeber oder die Gastgeberin darf auch ein wenig mehr kosten als der Tetrapak vom Diskonter. Möchten Sie Alkohol schenken, erkundigen Sie sich im Voraus, ob dies ein sinnvolles Geschenk ist. Vielleicht trinkt der oder die Beschenkte ja gar keinen Alkohol. Dann lieber wieder zurück zu Blumen und Pralinen.
Das feine Tischgeschirr für die Ostertafel
Das Osterfest ist eine gute Gelegenheit, feines Geschirr aus dem Schrank zu holen. Ist ein solches nicht vorhanden, dann peppen Sie die Tafel mit ein paar passenden Tisch-Dekos auf. Stoffservietten sind eine einmalige Investition und machen jede gedeckte Tafel festlicher. Sind Sie selbst Gast, dürfen Sie gerne auch die Mühe loben, die sich die Gastgeber mit der Dekoration und den Speisen gemacht haben.
Tischmanieren
Auch zu Ostern gelten die klassischen Regeln. Warum sollte es auch anders sein? Eigerichte werden übrigens nur mit der Gabel verspeist. Ausnahmen gibt es dann, wenn zum Eigericht auch andere Zutaten dazu gereicht werden wie z.B. Tomaten oder Speck, hier nehmen Sie zusätzlich das Messer zur Hand.
Wie funktioniert das klassische Eierpecken bzw. Eiertitschen?
Man nimmt das – unbedingt hart gekochte – Ei in die Hand. Mit der Spitze des eigenen Eis wird auf die Eispitze des Gegners geschlagen. Ziel ist, die Schale des gegnerischen Eis kaputt zu machen. Es wird reihum gespielt. Was nach brachialer Gewalt klingt, verlangt viel Fingerspitzengefühl. Sieger ist, wessen Ei zum Schluss als einziges noch unversehrt ist.
Die Flucht aus der Idylle
Wird die versammelte Familienbande irgendwann doch mühsam, kann man durchaus die Flucht nach vorne antreten und kleine Hilfsdienste anbieten. Abräumen des Geschirrs, Abwaschen, den Geschirrspüler ein- und wieder ausräumen, Wein oder Wasser oder beides aus Küche und Keller holen. Viele Gastgeber freuen sich darüber. Aber bitte nicht aufdrängen. Hören Sie ein klares Nein auf Ihr Hilfsangebot, dann akzeptieren Sie dieses. Als Gastgeber:in ist es noch komfortabler und die Flucht in die Küche noch einfacher.
Eventuell können Sie die anderen Teilnehmenden der Tafelrunde zum Spaziergang motivieren. Frische Luft hat auch schon so manches Streitgespräch bereinigt. Sonst hilft nur noch ein gemeinsamer Kinobesuch. Da dürfen alle schweigen.
Ich wünsche von Herzen ein fröhliches und gemütliches Osterfest für Sie und Ihre Lieben
Ihre
Renate Sandler