Das sprechende Besteck: die richtige Handhaltung des Essbestecks

Das sprechende Besteck: die richtige Handhaltung des Essbestecks

In meinem Buch „Aufgedeckt! Zeitgemäße Tisch-Etikette von Festbankett bis Würstelstand“ (mit einem Klick bei Amazon zu bestellen) sind die wichtigsten Punkte zur korrekten Haltung von Essbesteck für den mitteleuropäischen Raum angeführt.

Selbstverständlich wurden auch alle Persönlichkeiten in die Beschreibung mit einbezogen, welche die Gabel in der rechten und das Messer in der linken Hand halten. In unseren modernen Zeiten ist dies auch völlig in Ordnung. Machen Sie das gerne, niemand wird sich daran stoßen.

Bitte haben Sie dafür Verständnis, dass die Fotos dieses Blogs für stets nur eine Haltungs-Variante gewählt wurden.

Eine Bitte im Sinne der Gastronomie: Beim Abservieren ist es für das Servicepersonal einfacher, wenn Sie alle das Besteck auf „vier Uhr“ ablegen. Damit zeigen Sie Ihre Wertschätzung, in dem Sie das Ausheben des Tellers für Kellner:innen erleichtern.

Wie wird Besteck richtig eingedeckt?

Besteckteile, die – von der Mehrheit der Menschen – mit der rechten Hand benutzt werden, werden rechts vom Teller eingedeckt. Dies sind zumeist Löffel und Messer. Links vom Teller hat somit die Gabel ihren Platz. Messer liegen immer mit der Schneide zum Teller, den Ursprung dieser Regel finden wir im Sicherheitsbedürfnis der Menschheit.

Von welcher Seite wird das Besteck aufgenommen?

Dieser Aspekt der Sicherheit ist auch der Grund, weshalb das Besteck von außen nach innen aufgenommen wird. Würden dies in entgegengesetzter Reihenfolge getan werden, könnte man sich an der Schneide des daneben liegenden Messers verletzen.

Sind mehrere Gänge vorgesehen, so finden Sie mehrere Besteckteile vor sich und beginnen wie bereits erwähnt von außen nach innen. Für jeden Gang verwenden Sie frisches Besteck.

Besteckteile – meist Dessertgabel und -löffel – für die Nachspeise liegen oberhalb des Tellers, Richtung Tischmitte, oder werden später eingedeckt bzw.  mit dem Dessert mit serviert.

Wie verwende ich Gabel und Messer richtig?

Das Messer dient dem Schneiden von Speisen, nicht dem Aufschieben der Speisen auf die Gabel. Dies erfolgt nämlich umgekehrt: das Messer wird ruhig gehalten und die Gabel wird Richtung Messer bewegt. Das Messer dient als starre Stütze, um die Speise auf die Gabel zu befördern. Das hat den Vorteil, dass das Messer ziemlich sauber bleibt und man es nicht an der Gabel abstreifen muss. Ist das Messer sehr bekleckert, dann kann man es vorsichtig an dem Stück abstreifen, das man gerade mit der Gabel aufgespießt hat. Das „Abspachteln“ oder „Abputzen“ des Tellers mit dem Besteck sollten wir tunlichst auf die eigenen vier Wände begrenzen, wenn uns niemand zusieht, dies aber niemals im Restaurant tun.

Bonus-Info: In früheren Jahren konnte es vorkommen, dass es bei Tisch zu Meinungsverschiedenheiten und auch Handgreiflichkeiten kam. Um die Messer als Waffe zu entschärfen, wurden die Spitzen abgerundet und haben bis heute – abgesehen von Pizza- oder Steakmessern – die runde Form behalten.

Gedeck, kleiner festlicher Rahmen

Wie halte ich das Besteck richtig?

Die korrekte Handhaltung des Bestecks ist einfach. Wichtig ist, dass man die Teile nicht wie Bleistifte oder Mordwerkzeuge in Händen hält.

Halten Sie die Gabel weit von den Zinken entfernt fest. Das Messer wird am hinteren Ende des Griffes gehalten. Daumen und Mittelfinger halten das Messer, der Zeigefinger führt es. Die Enden der Griffe liegen in den Handflächen.

Korrekte Haltung des Essbestecks
Korrekte Haltung des Essbestecks

Halten Sie die Gabel mit den Zinken nach oben, dann liegt diese auf dem Mittelfinger, Daumen und Zeigefinger halten die Gabel fest. Das Griffende soll man in dieser Haltung noch sehen können.

Haltung der Gabel beim Beladen
Haltung der Gabel beim Beladen

In welcher Hand halte ich das Messer?

Grundsätzlich wird das Messer in der stärkeren Hand gehalten, da beim Schneiden von Speisen mehr Kraft eingesetzt werden muss als beim Aufspießen mit der Gabel. Die meisten Menschen sind Rechtshänder. Diese halten das Messer in der rechten und die Gabel in der linken Hand. Früher wurden Kinder, deren linke Hand die stärkere war, umerzogen. Das ist nicht mehr zeitgemäß und selbstverständlich werden in diesem Blog auch alle Personen in die Beschreibung mit einbezogen, welche die Gabel in der rechten und das Messer in der linken Hand halten. In unseren modernen Zeiten ist dies auch völlig in Ordnung. Machen Sie das gerne, niemand wird sich daran stoßen.

Bitte haben Sie jedoch dafür Verständnis, dass die Fotos dieses Blogs für jeweils nur eine Besteckhaltungs-Variante gewählt wurden.

Eine Bitte im Namen der Gastronomie: Beim Abservieren ist es für das Servicepersonal einfacher, wenn Sie alle das Besteck auf „vier Uhr“ ablegen. Damit zeigen Sie Ihre Wertschätzung, da Sie damit das Ausheben/Abservieren Ihres Tellers für das Servierpersonal erleichtern.

Was mache ich mit dem Besteck, wenn ich eine Pause machen will?

Haben wir das Besteck einmal in die Hand genommen, so berührt dieses das Tischtuch nicht mehr. Das heißt, sobald eine Pause eingelegt wird, wird das Besteck auf den Teller gelegt. Die Gabelzinken und die Messerklinge berühren den Tellerspiegel und die Enden den Tellerrand.

Die Besteckteile werden wie folgt abgelegt: Gabel auf „acht“, Messer auf „vier Uhr“. Bitte keine „Ameisenbrücken“ (siehe Bild unten) bauen, in dem das Besteck mit den Griffen das Tischtuch berührt. Dies hat den Sinn, dass eventuell am Besteck haftende Soßen nicht über die Griffe auf das Tischtuch laufen und dieses beschmutzen.

Essbesteck - Pause
korrekt abgelegtes Besteck für eine Pause
Ameisenbrücke
bitte keine „Ameisenbrücken“

Wie legt man das Besteck am Ende des Essens richtig ab?

Ist die Speisenfolge abgeschlossen, wird das Besteck wie folgt abgelegt:

  • Die Besteckteile parallel auf „vier Uhr“ – bzw. rechts unten – platzieren. Die Griffe am Tellerrand, Gabelzinken und Messerschneide am Tellerspiegel.
  • Die Gabelzinken zeigen nach oben.
  • Das Messer wird oberhalb – Richtung Tischmitte – abgelegt, die Schneide zeigt zur Gabel.
  • Hatten Sie zum Hauptgang zusätzlich einen Löffel benutzt, dann wird dieser oberhalb des Messers – Richtung Tischmitte – abgelegt.
  • Wurde die Suppe auf einem Unterteller serviert, dann wird der Löffel auf eben diesem abgelegt und nicht in der Tasse bzw. dem Teller belassen. Das gilt übrigens auch für Kaffee- oder Teelöffel.
Besteck am Ende des Essens
Besteck am Ende des Essens
Suppe mit Löffel
Suppe mit Löffel auf Unterteller

Woher kommt das Wort „Besteck“?

Ein zusammenhängendes Besteck aus Messer, Gabel und Löffel, wie wir es heute kennen, existiert erst seit etwa dem 16. Jahrhundert und auch damals konnte nicht alle Menschen ein solches verwenden. Meist wurden bei Tisch vorhandene Messer, Löffel, Schüssel und Becher geteilt.

Als Herstellungsmaterial von Besteck verwendete man bis in die Zeit der industriellen Revolution Edelmetall. So wurde Besteck in aufwendiger Handarbeit aus Gold oder Silber hergestellt, oft noch reich verziert mit Perlmutt, Edelsteinen oder Elfenbein. Damit war ein Besteck ein Wertgegenstand, den sich zunächst nur der Adel leisten konnte.

Dieser Wertgegenstand wurde in ein Etui gesteckt und als persönliches Reisebesteck stets am Gürtel getragen. Zu dieser Zeit sagte man noch nicht „hineinstecken“, sondern das Verb hieß „bestecken“, von dem sich das Wort „Besteck“ für das Esswerkzeug ableitet.

Was gehört zum Besteck?

Zur Grundausstattung gehören heute Messer, Gabel und Löffel in diversen Ausführungen. Doch während Messer und Löffel fast so alt sind wie die Menschheit selbst, wurde die Gabel deutlich später erfunden.

Und obwohl dieses Besteck schon so lange der Menschheit zur Nahrungsaufnahme dient, gibt es immer noch Mysterien zur Handhabung.

Die Geschichte vom Messer

Messer gehören zu den ältesten Werkzeugen, die vom Menschen genutzt wurden. Sie wurden bereits in prähistorischen Zeiten als Jagd- und Verteidigungswerkzeuge verwendet. Die alten Ägypter formten Messer mit gezahnten Klingen aus Feuerstein, die dann in Holzgriffe eingelassen wurden. Im alten Griechenland und Rom wurden Messer aus Bronze hergestellt, und im Laufe der Zeit verbreiteten sich die Techniken der Klingenherstellung durch das Mittelmeer und Europa. Zur Nahrungsaufnahme wurde es relativ schnell als sinnvolles Werkzeug erkannt.

Woher kommt die Gabel?

Gabeln, wie wir sie heute kennen, begannen ihre Geschichte als Skandal. Ursprünglich wurden im alten Ägypten, Griechenland und Rom zweizinkige Gabeln nur als Kochwerkzeuge verwendet. Erst im Mittelalter begannen wohlhabende Familien im Nahen Osten und Byzantinischen Reich, kleinere Versionen der Gabel zum Essen zu verwenden. Die Gabel wurde lange Zeit als Teufelswerkzeug, später als unnötig oder gar dekadent angesehen. Als Katharina de Medici, Tochter der einflussreichen florentinischen Familie der Medici 1533 König Heinrich II. von Frankreich heiratete, brachte sie die Gabel aus Italien mit, worauf diese allmählich Akzeptanz fand.

Woher stammt der Ausspruch „Den Löffel abgeben“?

Löffel sind seit der Altsteinzeit als Essutensilien bekannt und wurden anfänglich aus Muscheln oder Holzstücken gefertigt. In der Antike wurden sie in verschiedenen Regionen aus Materialien hergestellt, die lokal verfügbar waren, wie etwa aus Schneckenschalen im griechisch-römischen Raum. Bis ins Mittelalter hinein wurden Löffel aus wertvollen Metallen von der Oberschicht verwendet, während der breiten Bevölkerung erst mit der Einführung von Zinnlöffeln im 14. Jahrhundert erschwingliche Löffel zur Verfügung standen. Der Löffel wurde für die Oberschicht auch mit allerlei Zierrat bestückt und als so kostbares Stück in einem Etui aufbewahrt.

Ist der Besitzer verstorben, wurde der Löffel von ihm nicht mehr gebraucht und samt Etui an einen Erben weitergegeben. Daher kommt der Ausspruch „Den Löffel abgeben“.

No Go´s beim Hantieren mit Essbesteck

Darf man ein Messer ablecken?

Ein absolutes No Go ist es, Messer abzulecken. Auch Kindern sollten man dies schon frühzeitig beibringen. Es ist nicht nur stillos, sondern kann auch in höchstem Maße gefährlich sein, da die Verletzungsgefahr bei scharfen Klingen sehr groß ist. Auch ein Löffel wird nicht vollständig in den Mund gesteckt. Wir führen die Speisen mit Hilfe der „Gerätschaften“ zum Mund, nicht in den Mund. Das beinhaltet auch das Verhalten, dass wir die Gabel und den Löffel zu den Lippen führen, nicht umgekehrt!

Wie zeige ich, dass es mir nicht geschmeckt hat?

Eine Mär ist die Möglichkeit, die eigene Unzufriedenheit über die Qualität der Speise mit einer bestimmten Bestecksprache auszudrücken. Sind Sie unzufrieden, sagen Sie dem Personal höflich und diskret Bescheid, man wird sich bemühen, Sie umgehend zufrieden zu stellen. Die Idee, aufzuessen und danach mit Bestecksprache zu zeigen, dass man nicht zufrieden war, macht aus zweierlei Sicht wenig Sinn:

  • Das Personal hat keine Möglichkeit, etwas zu verbessern und
  • Sie haben eventuell etwas gegessen, das Ihnen nicht schmeckt.

Kleiner Tipp am Rande: wurden Sie eingeladen, dann überlegen Sie sich die Reklamation lieber zweimal.

Nicht dirigieren!

Junge Frau mit Messer und Gabel

Vermeiden Sie bitte, mit Besteckteilen in Händen zu gestikulieren. Sie könnten jemanden verletzen oder mit Essensresten, die auf den Besteckteilen kleben, beschmutzen.

Darf ich mit meinem Besteck etwas von einer Speisenplatte nehmen?

Verwenden Sie niemals Ihr eigenes Besteck, um Speisen von Gemeinschaftsplatten zu nehmen. Dies gilt als unhygienisch und ungepflegt. Stattdessen sollten Sie die dafür vorgesehenen Servierbestecke nutzen.

So einfach ist der richtige Umgang mit Essbesteck, wenn man einmal gelesen hat, wie die richtige Handhabung funktioniert. Ich wünsche Ihnen viel Freude bei der Anwendung.

Haben Sie Fragen oder Ergänzungen, dann schreiben Sie mir doch bitte eine Mail.

Weitere Tipps zur Tisch-Etikette finden Sie in meinem Buch „Aufgedeckt!  Zeitgemäße Tisch-Etikette von Festbankett bis Würstelstand!„.

Herzlichst

Renate Sandler🌹

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