Die ersten Schoko-Nikolos zwischen Studentenfutter und Müsliriegeln haben Sie noch ignoriert. Selbst die schönen glitzernden Bögen Geschenkpapier konnten Sie nicht aus der Ruhe bringen. Und jetzt: wie jedes Jahr nähern sich die Weihnachtsfeiertage völlig überraschend und mit schnellen Schritten. Die letzten Wochen des Kalenderjahres gelten ja gemeinhin als die beste Zeit, um zur Ruhe zu kommen. Wir genießen gemütliche Abende mit Kaminfeuer und Tee oder treffen uns mit Freunden und Bekannten auf Weihnachtsmärkten oder bei Jahresabschluss-Feiern. Zumindest nehmen wir uns das vor, bevor uns der Vorweihnachtswahnsinn dann doch einholt. Und damit begegnen wir dem größten Feind des guten Benehmens: dem Stress!

Obwohl gutes Benehmen das ganze Jahr über empfehlenswert ist, sollte man besonders zur Weihnachtszeit auf respektvolles, wertschätzendes und höfliches Verhalten achten. Damit Ihre Wochen bis zum Fest besonders schön werden, hier einige Tipps wie Sie garantiert jedes Fettnäpfchen souverän vermeiden und richtig stilvoll durch diese fünfte Jahreszeit kommen.

Old-School? Cool!

Gönnen Sie sich eine Smartphone-Pause

Besonders in der Weihnachtszeit sollten wir darauf achten, nicht ständig digital aktiv zu sein. Legen Sie Smartphone und Tablet zur Seite und widmen Sie Ihre Aufmerksamkeit vollkommen den Mitmenschen rund um Sie. Physisch anwesende Personen sind immer wichtiger als jene im virtuellen Raum.

Laden Sie andere während der gemeinsamen Zeit ein, das Smartphone ebenso stumm zu schalten. Stimmungsvolle Weihnachtsmusik ist doch viel besser als musikalischer Hintergrund geeignet, als schrille Klingeltöne.

Versenden Sie Weihnachtsgrüße diesmal auf Papier

Erinnern Sie sich noch an die vielen, vielleicht auch kitschigen Weihnachtskarten mit winterlichen Motiven, die Sie auf Ihrem Schreibtisch gestapelt haben? In der heutigen digitalisierten Welt werden Weihnachtsgrüße meist per E-Mail oder als Link zu einer App versendet. Das wirkt schnell mal unpersönlich und kann die Haptik des Lesens einer Grußkarte nicht ersetzen.

Besonders wirkungsvoll ist es, wenn Sie Ihre Weihnachtsgrüße mit Tinte und leserlicher Handschrift verfassen. Nehmen Sie sich die Zeit und zeigen Sie mit einer handschriftlichen Weihnachtskarte Ihre Wertschätzung und Ihren Stil.

Erhalten Sie selbst eine solche Weihnachtskarte, freut sich jeder Adressant ganz bestimmt, wenn Sie sich persönlich dafür bedanken.

„Dress to impress“

Ganz egal ob Firmen- oder Familienfeier, Punsch mit Freunden oder sonstige Feierlichkeiten: achten Sie auf ordentliche, dem Anlass angepasste Kleidung. Der Pulli mit dem Fleck gehört in den Wäschekorb und das zerknitterte Hemd unter das Bügeleisen, bevor es angezogen wird. Die coolen destroyed Jeans – selbst wenn sie vom Designer-Label kommt – tauscht man besser gegen Stoffhosen oder dunkle, elegante Jeans aus.

Auch bei der gemütlichen Familienfeier erscheint man an Heiligabend und den nachfolgenden Feiertagen besser nicht in Jogginghose und Schlabber-Shirt. Es müssen ja nicht gleich der schwarze Anzug und das „kleine Schwarze“ sein, eine schöne Bluse oder Hemd kombiniert mit einer adretten Hose bzw. einem Rock ist meist ausreichend und zeigt Wertschätzung gegenüber den Gastgebern. Und nur, wenn Sie die Nerven der Familie an Weihnachten strapazieren möchten, wirklich nur dann holen Sie den Weihnachtsmotiv-Pulli mit den lustig bimmelnden Glöckchen hervor. Es sei denn, die gesamte Familie erliegt dem Weihnachtsmotiv-Dress-Code, ja dann dürfen Sie kreativ sein.

Weihnachten ist ein Familienfest, kein Zickenkrieg

Die Weihnachtsfeiertage sind für viele einer der wenigen Zeitpunkte, wo die ganze Familie beisammen sein kann. Das bietet jedoch auch viele Gelegenheiten, Reibung zwischen den Anwesenden zu erzeugen. Zeigen Sie Respekt und Toleranz gegenüber der Festgesellschaft, das trägt zu einer warmen und einladenden Atmosphäre bei. Auch wenn das heißt, über den einen oder anderen, oft völlig unnötigen, Kommentar von Eltern, Schwiegereltern oder der Erbtante hinweg sehen zu müssen.

Eine gute Strategie kann sein, die eigenen Erwartungen zurückzuschrauben und sich selbst als auch den anderen Familienmitgliedern hin und wieder eine kleine Auszeit zu gönnen. Schließlich muss man auch an Weihnachten nicht alles zusammen unternehmen. Es kann schon ausreichend sein, für ein paar Minuten in einem Nebenzimmer durchzuatmen oder einen kleinen Spaziergang zu machen.

Gesprächsthemen für das Weihnachtsfest

Gesprächsthemen wie Kriege, Politik, Religion und eigene moralische Überzeugungen sind ganz schlecht für die Weihnachtsfeiertage geeignet. Auch wenn man generell die Meinungen anderer respektieren sollte, ist es besonders während der Weihnachtszeit empfehlenswert, kontroverse Themen zu vermeiden, um Konflikte zu verhindern. Laute und aggressive Gespräche tragen nicht zu einer entspannenden Atmosphäre bei. Stattdessen können Sie zum Beispiel darüber sprechen, dass Sie sich dieses Jahr tatsächlich an die Wünsche gehalten und gaaanz wenig gekauft haben 😉

Geschenke, Geschenke! Sie fragen sich vielleicht : „Was tun, wenn mir ein Geschenk nicht gefällt?“

Sagen Sie es gerne, jedoch bitte mit Sorgfalt und netten Worten. Die Socken sind hässlich? Das Buch mögen Sie nicht mal lesen, wenn sonst kein Lesestoff vorhanden ist? Fragen Sie, ob man das Geschenk umtauschen kann. „Du, genau die Socken haben ich schon. Glaubst Du, können wir die gegen ein anderes Paar tauschen?“ oder „Oh, das Buch ist toll. Ich habe es mir vor Wochen/Monaten selbst gekauft. Denkst Du, das können wir im Laden umtauschen?“. So entkommen Sie höflich der kniffligen Lage, ohne die schenkende Person zu kränken. Still zu leiden, weil Sie ein Geschenk nicht mögen und es dann weiter zu schenken, ist keine gute Idee. Sie könnten auffliegen und in eine ganz doofe Situation kommen. Also lieber ehrlich (naja, fast ehrlich) sein und um einen Tausch bitten.

Widerstehen Sie dem TV-Programm

Auch wenn jährlich zahlreiche neue Filme und Serien im TV und von Streaming-Diensten angeboten werden – widerstehen Sie der Versuchung, es sich vom Fernseher bequem zu machen.

Holen Sie stattdessen lieber Gesellschaftsspiele aus dem Regal. Selbst gerade verschenkte Videospiele und -konsolen können die klassischen Brettspiele nicht ersetzen.

Kinderprogramm an Heiligabend

Auch wenn Sie noch so viel Stress hatten und endlich auch mal sitzen können, weil alle endlich satt geworden sind: den lieben Kleinen das Tablet vor die Nase zu halten, damit diese sich ruhig verhalten, mag verlockend sein. Doch genau an diesen stillen Tagen im Jahr sollten Sie daran denken, dass auch Ihre Kinder es verdient haben, Ihre Aufmerksamkeit und Zuneigung zu bekommen. Widerstehen Sie der Verlockung, Kinder ruhig zu stellen und spielen oder plaudern Sie gemeinsam. Das bringt ganz viel liebevolle Atmosphäre. Die Technik kann bis zum nächsten Tag warten. Und das schmutzige Geschirr in der Küche auch, es läuft Ihnen sicherlich nicht weg. Versprochen!

Gute Tischmanieren punkten immer!

Gute Tischmanieren sind ein zentraler Bestandteil guten Benehmens. Das gilt insbesondere für die Weihnachtsfeiertage. In meinem Buch „Aufgedeckt! Zeitgemäße Tisch-Etikette von Festbankett bis Würstelstand“ finden Sie zahlreiche Tipps, wie Sie auch während der Weihnachtszeit stilvoll tafeln können.

Stress lass nach! Muss Weihnachten immer perfekt sein?

Auch wenn alles rund laufen soll und jeder in der Familie Erwartungen hat: achten Sie darauf, dass Sie nicht zu kurz kommen. Sie müssen den ganzen Einkauf alleine planen? Sie stehen tagelang in der Küche, während der Rest der Familie am Sofa chillt? Sie müssen noch den Weihnachtsbaum aussuchen/kaufen/heimbringen und schmücken? Die vier Wände und der Weihnachtstisch gehören dekoriert?

Spannen Sie die Familienmitglieder nach deren Möglichkeiten in die Vorbereitungen ein. Und vergessen Sie bitte die Perfektion! Die falschen Kugeln hängen am Baum? Wen kümmert’s! Opa sitzt vor dem leeren Glas? Er wird es überleben! Der Weihnachtsbraten war im letzten Jahr saftiger? Was soll‘s! Es geht doch vorrangig ums Zusammensein mit der Familie!

Und das wünsche ich Ihnen von Herzen: ein friedvolles, geselliges Beisammensein mit Ihren Liebsten.

Mögen die Tipps Sie dabei unterstützen, dass Ihre Weihnachtsfeiertage nicht nur besinnlich, sondern auch benimm-tastisch werden.